Montag, 18. März 2013

Zappel-Preise bei Hemd und Hose

Jeder zweite Shop zeichnete bei Größen und Farben unterschiedlich aus. Das belegte eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW in 50 Online-Shops mit Bekleidung und Schuhen im Sortiment. Wenig Verständnis für Online-Preise mit Zappel-Syndrom zeigt der eigene Verband.

Hose und Hoodie in verschiedenen Größen und Farben: Auf Gondel und Stange hängen sie zum Einheitspreis für identische Modelle. Was für den stationären Handel gilt, kommt im Internet oft in Bewegung. Das belegt eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW in 50 Online-Shops mit Bekleidung und Schuhen im Sortiment. Jeder zweite Shop verblüffte mit variabler Preisgestaltung. Wenig Verständnis für Online-Preise mit Zappel-Syndrom zeigt der eigene Verband.

Nur fünf Zentimeter machten oftmals den Unterschied beim Kleiderkauf im Internet. Wenn etwa die Damenhose Maison Scotch bei Amazon für 46, eine fünf Zentimeter kürzere Variante aber für knapp 55 Euro angeboten wurde.

Beim Herrenpullover von Marc O`Polo wiederum war nicht nur die Farbvariante "Artischocke grün" gewöhnungsbedürftig. Ausgerechnet die gängige Größe M (mittel) war mit 95,26 Euro die weitaus teuerste. Für XL (extraweit) und L (weit) dagegen sollten 55 und 60 Euro genügen. Noch billiger zum Überzieher kam, wer von S- (schmal) oder XXL-Statur (superweit) ist. Mit 41,87 Euro war nicht mal die Hälfte der M-Klasse fällig.

Und es geht noch doller. Eine Damen-Jacke von Bogner lockte im virtuellen Schaufenster für rund 860 Euro in Größe 36. Satte 540 Euro mehr musste berappen, wer die Designer-Joppe eine Nummer größer begehrte. Da mochte so manch Konfektionsgröße 38 an eine Diät denken.

In Hülle und Fülle entdeckte die Verbraucherzentrale NRW solch heftig schwankende Preise, als sie 50 Online-Shops besuchte, darunter alle Großen der Bekleidungsbranche. Bei jedem zweiten Web-Laden fanden sich Abweichungen - bei Damen-, Herren- und Kindermode als auch in den Schuhabteilungen.

Preissprünge von bis zu mehreren Hundert Euro notierten die Verbraucherschützer: mal auf zwei Stufen verteilt, mal sogar von Größe zu Größe variierend. Bisweilen beschränkten sich die Unterschiede auf "große Größen" wie 4XL, dann wieder waren die Klassiker M und L betroffen oder die Größen 38 und 40.

Damit nicht genug. Auch bei der Farb-Auswahl war ein bunter Strauß an variablen Preisen erkennbar. So verkaufte Bonprix einen Damenblazer von Glööckler in Weiß für 27,99 Euro, die schwarze Version dagegen 22 Euro teurer. Einen Tommy-Hilfiger-Pullover in XL wiederum gab´s bei Amazon in elf Farben zu elf verschiedenen Preisen - beispielsweise "after dark brown" für 74, "seal brown" für 84 Euro. Für M und S galten wieder andere Vorgaben.

Zappel-Preise in allen Größen und Farben fanden die Tester der Verbraucherzentrale NRW bei Amazon, Bader und Klingel wie auch Madeleine, PeterHahn, Walbusch und Wenz. Sie entdeckten sie bei Galeria Kaufhof, Peek & Cloppenburg wie in den Schuhshops von Vamos und I‘m walking. Auch das Otto-Imperium nutzte sie: bei seinen Ablegern Baur, Bonprix, Schwab und 3suisses, bei Heine, Frankonia und Witt wie bei Schuhen von Mirapodo.

Betroffen von der unterschiedlichen Auszeichnung waren sowohl No-Name-Artikel, als auch bekannte Marken wie Camel und Joop, Lacoste und Bugatti oder etwa s’Oliver.

Sprecherin Anja Schlumberger von Otto findet das gut und nennt Gründe: Da sei zum einen, dass die Kleidung jeweils über alle Größen hinweg gleichmäßig auf Lager" gehalten werde.

Zum anderen böten in den diversen Internet-Shops des Unternehmens "externe Bestandgeber" Marken an. Auf deren Preisstruktur habe Otto keinen Einfluss.

Die Folge ist ein schwer durchschaubarer Kuddelmuddel für die Kundschaft. Beispiel aus der Otto-Group: Den Damen Parker von Billabong verkaufte Otto in der Größe M für 119,95, in der Größe L für 132,95 Euro, Sport-Scheck beließ es für beide Größen bei 119,95 Euro.

Wichtig zu wissen: Verboten sind Zappel-Preise nicht. Allerdings kommt aus den eigenen Reihen deutliche Kritik. "Unterschiede zwischen M und L machen wenig Sinn", sagt Siegfried Jacobs. Der Geschäftsführer im Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels fordert deshalb auf: "Kunden sollten sich direkt an die betreffenden Online-Händler wenden."

Der Tipp der Verbraucherzentrale lautet : Preisvergleiche nicht vernachlässigen. Denn wenn auf einer Shop-Seite unter dem Artikel ein "ab" steht oder eine Preisspanne angegeben wird, kann sich der Klick zur Konkurrenz mit stabilen Preisangaben an der Ware durchaus lohnen. Das zeigten Vergleiche der Verbraucherschützer.

Schließlich lockte die feste Preise-Welt hinsichtlich Größe und Farbe in der Stichprobe mit ähnlich vielen Geschäften im Netz. Sie reichte von Adidas bis Zalando und umfasste dabei auch Größen wie Karstadt und Deichmann, C&A und H&M.

Stand. 18.03,2013