Bei regionalen Lebensmitteln sind die Herkunftsangaben in der Regel
korrekt. Häufig ist die Herstellung aber weniger idyllisch, als die
Verpackung es verspricht. So lautet das Fazit einer Untersuchung von
Stiftung Warentest.
Geprüft wurden die Regionalversprechen von 17 Anbietern von Apfelsäften,
13 von Eiern und 9 von Milch aus den Gegenden um Berlin, Köln und
München. Die Tester besuchten Keltereien, Molkereien und
Legehennenbetriebe und befragten die Anbieter zur Herkunft der Zutaten,
zum Verpackungs- und Verkaufsort. Zudem wurde im Labor mit Hilfe der
Isotopenanalyse die Herkunft bestimmt. Die Isotopenanalyse beruht
darauf, dass die Lebensmittel aus Elementen wie Sauerstoff und
Kohlenstoff bestehen. Jedes dieser Elemente hat schwere und leichte
Atome, die Isotopen, die je nach Region in einem bestimmten
Mengenverhältnis zueinander stehen.
Laut einer Online-Umfrage unter 1.000 Verbrauchern wird in der Regel
unter einer Region ein Landkreis, ein Naturraum oder ein Bundesland
verstanden. Die Zutaten für das Produkt sollten überwiegend aus der
Region stammen und auch dort produziert und verkauft werden.
Die Untersuchungen im Labor haben gezeigt, dass Eier, Milch und
Apfelsäfte auch aus den beworbenen Gebieten stammen. Die chemische
Isotopenanalyse passt bei allen Produkten zur Herkunftsangabe. Doch nur
11 der 29 Anbieter stellten ihre Regionalität sehr glaubwürdig unter
Beweis. Viele der sehr guten regionalen Produkte tragen das Bio-Siegel
oder das einer Regionalinitiative wie "Unser Land". Regionalinitiativen
sind lokale Zusammenschlüsse von Bauern, Betrieben und
Solidargemeinschaften, die ihre Ware nach eigenen Richtlinien direkt in
den Handel bringen. Bei regionalem Apfelsaft ist die Rückverfolgbarkeit
oft begrenzt, denn oft bringen Hunderte von Kleinproduzenten ihre Äpfel
an Sammelstellen zum Mosten.
Eier kamen bei 7 der 13 Legebetriebe aus Bodenhaltung. Hier haben die
Hennen keinen Auslauf im Freien und leben zu tausenden im Stall. Wer mit
Regionalität auch Tierschutz verbindet, sollte besser Bio-Eier kaufen.
Sechs Produkte bekamen die Note "ausreichend", da die Anbieter Besuche
ihrer Betriebe ablehnten.
Bereits 37 Prozent der Deutschen kaufen heute regelmäßig regionale
Produkte. In Zukunft wird die "Region" nach Meinung von Experten für den
Bezug von Rohstoffen und Waren immer wichtiger werden. Das hat nicht
nur Vorteile für die Umwelt. Auch ökonomische Gründe sprechen gegen
globale Lebensmitteltransporte und für kurze Transportwege. Die
Energiepreise steigen und treiben die Lebensmittelpreise in die Höhe.
Viele Regionen in Deutschland könnten rund drei Viertel der
Grundnahrungsmittel erzeugen, verarbeiten und anbieten, die für die
Versorgung der dort lebenden Bevölkerung notwendig wären.
Heike Kreutz, www.aid.de